Offenheit im Miteinander
wer kennst das nicht. Da wird
man zu einer Geburtstagsfeier eingeladen und man hat das Gefühl - da muss ich
hin, aber alles in dir sagt, nein da hab ich grad gar keine Lust dazu. Doch
irgendwie will man ja höflich sein, und außerdem wird es ja erwartet, dass
einer Einladung - noch dazu von einer guten Freundin - Folge geleistet wird. Entschließt
man sich dann doch, nicht hinzugehen, steigt ein total schlechtes Gewissen
empor, das einen wiederum dazu verleitet, doch hinzugehen. Und warum...
vielleicht nur, um dem Gefühl des schlechten Gewissens auszukommen??!!
Wir haben so viele Regeln
gelernt, wie wir zu sein haben, was wir machen sollten oder welchen guten
Umgangston wir an den Tag legen sollten. Doch stimmt das wirklich? Muss ich
wirklich zu einer Feier, wenn es gerade gar nicht stimmig ist? Was steckt denn
dahinter? Vielleicht ist es einfach nur, um einen Schein zu wahren und um das
Bild, das man gerne von sich nach Außen trägt, nicht zu gefährden? Was
passiert, wenn ich einfach nein sage, wenn ich nicht den Erwartungen
entspreche? Meist wird eine Ablehnung erfahren in Form von Aggression - wenn
auch nur unterschwellig - oder schlicht und einfach verknüpft mit dem Gefühl
nicht gemocht zu werden. Tja gemocht werden, geliebt werden... was tut man
nicht alles dafür. Man verbiegt sich und tut scheinbar dem Anderen einen
Gefallen. Dabei tut man den Gefallen nur sich selbst. Denn es ist ein Deal -
ich mach, was du möchtest, und dafür magst du mich auch.
Die Aborigines kennen solche Deals
gar nicht - da ist es eine Natürlichkeit zu sagen, was man gerade denkt - auch
wenn es dem anderen nicht gefällt. Unsere Gesellschaft ist schon so sehr davon
geprägt, einen Schein zu wahren, dass dies gar nicht mehr auffällt. Wenn wir
beginnen, diese Mechanismen einmal in Frage zu stellen, kommen wir oft darauf,
dass sie nur anerzogen sind, dass sie einfach übernommen wurden. Vielleicht
kann man auch sagen, dass es einfach so passiert ist. Da gibt es folglich auch
keine Schuldfrage, doch die Notwendigkeit der Funktionalität geht verloren. Das
fühlt sich unheimlich frei an - ja im wahrsten Sinne des Wortes - es ist fast
ein wenig unheimlich, weil alles so offen ist, weil die geforderten Regularien
nicht mehr eingehalten werden. Das ist eine ganz neue Freiheit. Viele
Jugendliche leben das bereits. Sie sind nicht mehr gewillt, einfach nur zu
funktionieren. Man sagt da gerne die Null-Bock-Jugend dazu, weil es für die
älteren Generationen einfach total ungewohnt ist, zu tun auf was man Lust hat
und zu unterlassen, auf was man keine Lust hat. Das wird wahrscheinlich vielen
nicht gefallen, da höre ich bereits die ganzen Aber :). Doch eines dürfen wir
hierbei nicht vergessen - es wird einfach ehrlicher - keine Ahnung, ob das
besser ist, das ist auch nicht der Punkt, aber es ist für den Einzelnen viel
einfacher, sich nicht verbiegen zu müssen, nur um zu gefallen. Und es ist für
immer wieder total spannend, dabei zuzusehen, was sich daraus entwickelt, wie
tief Freundschaften werden können, und auch wie sich Freundschaften verlieren
können. Eine offene Beziehung - wobei auch der Bäckerbesuch oder der
Krankenhausaufenthalt gemeint sind - ist für viele sehr neu, weil der offene
Umgang mit den Empfindungen, die gerade in einem auftauchen, so ungewohnt ist.
Manche erschrecken, manche fühlen sich ermuntert, auch offen zu sein und manche
können gar nicht damit umgehen. Aber all das macht nichts. Es ist ja kein
Verbesserungsvorschlag, es ist einfach eine Möglichkeit, zu entdecken, wie lebendig das Leben ist, wenn
es nicht eingesperrt ist in den vielen Verhaltensregeln.
einen Herzensgruß von
Nabala
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen